Schauspiel von ANTON TSCHECHOW
Deutsche Übersetzung von ELINA FINKEL
»In diesem Haus, wo ich wohn’, hier ist alles so gewohnt, so zum Kotzen vertraut, Mann, jeder Tag ist so gleich, ich zieh’ Runden durch meinen Teich, ich will nur noch hier raus … « Das Lebensgefühl, das der gebürtige Lautrer Mark Forster in seinem Hit besingt, trifft nicht nur auf die Generationen Y und Z zu, sondern bereits auf die »Millennials« der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Das forstersche »Au revoir« lautet bei Tschechow »Nach Moskau!«. Der Ausruf ist sprichwörtlich geworden und steht für unerfüllte Sehnsüchte.
Seit über zehn Jahren hängen Olga, Mascha und Irina in einer Provinzstadt ab, in deren Nähe sich ein Armeestützpunkt befindet. Sie lebten einst in Moskau, bis ihr Vater, ein General, hierher versetzt wurde. Nun, ein Jahr nach dessen Tod, müssen sie sich einen neuen Reim auf das Leben machen. Während sie zwischen Kindheitserinnerungen und glorreichen Zukunftshoffnungen hin und her schwanken, zieht die Gegenwart unweigerlich an ihnen vorbei. Allein die Besuche der Militärs bringen Abwechslung in den Alltag. Und Liebe! Gemeinsam philosophiert man über den Sinn des Lebens, entwirft Gesellschaftsutopien und träumt von einer besseren Zukunft.
Die niederländischen Theatermacher:innen Eva Lemaire und Alexander Schreuder bringen den weltberühmten Klassiker auf die Bühne des Pfalztheaters. Lemaire studierte Regie an der Maastrichter Toneelacademie. Sie arbeitete als Assistentin für Johan Simons und gründete in Rotterdam zusammen mit Schreuder das Theater Mooi Weer.
Ab 14 Jahren
»Ganz wunderbar: Tschechow am Pfalztheater. Für die Premiere am Samstag gab es heftigen Beifall. (…) Die ›Drei Schwestern‹ könnten zeitnäher, aktueller, bedrückender und erheiternder nicht sein. Unbedingt empfehlenswert − allein schon wegen Dörflers Wunderbaum. (…) Die Birke – oder ist es Yggdrasil? – spiegelt nicht nur den Lauf der Jahreszeiten. Er ist tief verwurzelt, nur er wächst zum Licht, ins Freie. In der infernalischen Ausweglosigkeit blitzen indes tragikomische Momente auf. (…)
Weil es ein Ensemblestück ist, belassen Lemaire & Schreuder die Figuren dauerhaft und vollzählig auf der Bühne. So gibt das Regie-Duo allen Mitwirkenden die Möglichkeit, das Interesse des Publikums auf sich zu ziehen. Zu Recht, denn diese Inszenierung ist ein Defilee solider Schauspielkunst.«
RAINER DICK / Die Rheinpfalz, 09.03.2025