Else-Lasker-Schüler-Dramatikpreis | Pfalztheater

Else-Lasker-Schüler-Dramatikpreis

Wolfram Lotz

Else-Lasker-Schüler-Dramatikpreis 2024 geht an Wolfram Lotz

Der im Auftrag des Ministeriums für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz und der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur vom Pfalztheater Kaiserslautern ausgeschriebene und mit 10.000 Euro dotierte Else-Lasker-Schüler-Dramatikpreis 2024 geht an den 1981 in Hamburg geborenen Autor Wolfram Lotz. Darauf einigte sich die Jury bestehend aus Esther Boldt, Meike Klingenberg, Franziska Schößler, Lajos Wenzel, Ulrich Khuon und Johannes Beckmann (Vorsitz).

In seinen Stücken, Hörspielen, Manifesten und poetischen Dokumenten umkreist und erforscht der Dramatiker Wolfram Lotz unablässig die Ungereimtheiten und Paradoxien der Wirklichkeit. Was uns als reales Leben mitsamt seinen Verläufen umgibt, verschiebt Lotz auf eine flirrende, aberwitzige Bühnenebene. Sein Theater entzieht sich jeglicher realistischen Festlegung. Seine Kunst will nicht fertig werden mit der Welt, sie enthält vielmehr einen Auftrag an die Zusehenden, sie immer wieder neu zu denken. Wolfram Lotz arbeitet am Unmöglichen und somit auch am »unmöglichen Theater« voller Ironie, der Freude am dadaistischen Sprung in die maßlose Übertreibung und ringt dabei doch ums Konkrete.

Kulturministerin Katharina Binz gratuliert Lotz wie auch den Stückepreisträger:innen: »Mit dem Else-Lasker-Schüler-Dramatikpreis und den Stückepreisen wollen wir den Blick auf die zeitgenössische Dramatik deutscher Sprache lenken. Es ist schön, dass dieser in der Fachwelt sehr geschätzte Preis zum Auftakt der Theatertage 2024 in Trier verliehen wird. Damit wird die dritte Auflage des Festivals glanzvoll eröffnet.«

Deborah von Wartburg wird für ihr Stück »Victory im Sonnengruß« mit dem ersten Else-Lasker-Schüler-Stückepreis 2024 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und mit der Uraufführung am Pfalztheater Kaiserslautern verbunden.
In »Victory im Sonnengruß« zeichnet von Wartburg ein Zukunftsbild, bei dem menschliches Leben nur noch virtuell stattfindet, weil echte Begegnungen Gefahren bergen und die »KI“ ohnehin am besten weiß, was gerade nötig und richtig ist.

Der zweite Stückepreis in Höhe von 3.000 Euro geht an Hanna Valentina Röhrich für »The Girl. Eine Schelminnenkomödie«. Drei jungen Frauen, die »lässigsten der Stadt«, sind auf der Suche nach ihrem Lebensweg zwischen Rausch, Kneipen, feministischer Kunst und Mutterschaft. Sie erzählen sich ihre eigenen Geschichten, unterstützt von einer unsichtbaren Mutter aus dem Off, fantasieren ihren eigenen Film: das Dartspiel, Alkohol und rasante Krimiszenen lieben sie. Ebenso cool wie irrwitzig retten sie den entführten Lover von Professorin Ikswobl. Das Stück wirft einen Blick »von unten«, eben von Schelminnen, auf die gewichtigen Gender-Debatten, ohne die Figuren und den Kampf gegen das Patriarchat zu verraten.   

Den dritten Preis, dotiert mit 2.000 Euro, erhält Felix Krakau für »Celebration (Florida)«. In Krakaus Stück steht das von der Walt Disney Company als ideale Stadt konzipierte und gebaute Celebration im Mittelpunkt. Alles ist perfekt und harmonisch, somit auch das Zusammenleben. Doch geschieht, was es nie dort hätte geben dürfen: Ein Lehrer und seine Familie werden tot im hübschen Haus aufgefunden. Der Schein bröckelt, doch irgendwie soll das so schöne Leben auch weitergehen. Nur die herumhängenden Jugendlichen, denen der ermordete Klassenkamerad fehlt, werden aktiv und entscheiden sich, die verlogene Idylle zu verlassen. Zwischen Schein und Sein entwickelt sich eine teilweise ernste, teilweise sehr lustige Geschichte.

Alle Preise werden am 9. März 2024 von Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Rahmen der Eröffnung der »Theatertage Rheinland-Pfalz« am Theater Trier verliehen.

Else Lasker-Schüler-Dramatikpreis-Chronik

Im Februar 1993 wurde zum ersten Mal der »Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis« (seit 2022 »Dramatikpreis«) verliehen. Erste Preisträgerin war Kerstin Specht. Sie wurde ausgezeichnet für ihr Stück »Mond auf dem Rücken«.

Der Dramatikpreis wurde von Pfalztheater-Intendant Pavel Fieber und der rheinland-pfälzischen Kultusministerin Dr. Rose Götte ins Leben gerufen. Er wird vom Pfalztheater Kaiserslautern im Auftrag der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur ausgelobt (bis 2022; Ausschreibung 2024 »im Auftrag des Ministeriums für Familie, Frauen, Kultur und Integration«).
Sinn und Zweck ist die Förderung der deutschsprachigen Dramatik. Der Hauptpreis wurde mit DM 30.000 (jetzt 10.000 Euro) dotiert. Gleichzeitig wurde ein Nachwuchs-Förderpreis in Höhe von DM 5000 vergeben (erster Preisträger: Michael Roes für »Cham«). Das Pfalztheater Kaiserslautern hat auf alle Preisträgerstücke die Uraufführungsoption.

Der Preis wird alle zwei Jahre ausgelobt. Die Ausschreibungs-organisation liegt bei der Öffentlichkeitsarbeit des Pfalztheaters.

Die Jury setzt sich aus fünf Personen aus Forschung und Lehre, Feuilleton und Theater zusammen – die Juroren der ersten Ausschreibung: Frau Prof. Dr. Erika Fischer-Lichte (damals Uni Mainz), Prof. Dr. Anke Roeder (damals Uni München), Gerhard Jörder (damals Leiter des Feuilletons der Badischen Zeitung Freiburg), Dr. Klaus Pierwoß (damals Generalintendant Theater Bremen) und Prof. Dr. C. Bernd Sucher (Feuilleton Süddeutsche Zeitung). Vorsitzender der Jury (zunächst ohne Stimmrecht, seit 2014 mit Stimmrecht) ist der Intendant/die Intendantin des Pfalztheaters.

Für die Preisverleihung 1999 wurde die Zusammensetzung des Preises verändert. Der Dramatikerpreis wird seither für ein vorliegendes dramatisches Gesamtwerk verliehen (ohne Uraufführungsoption). Die Dotierung des Stückepreises (ehemals Förderpreis) wurde auf DM 10.000 (jetzt 5.000 Euro) erhöht.
Die Uraufführungsoption des Pfalztheaters besteht für das ausgezeichnete Werk des Stückepreisträgers. Es besteht die Möglichkeit einer gleichzeitigen Uraufführung an einem anderen Theater.
2014 wurden die Preisregularien erneut geändert. Es gibt nun einen ersten (5000 Euro), zweiten (3000 Euro) und dritten Stückepreis (2000 Euro). Der 1. Stückepreis ist mit einer Uraufführung am Pfalztheater verbunden.
Ebenfalls 2014 kehrte die Preisverleihungszeremonie ins Pfalztheater zurück.

Seit den »1. Theatertagen Rheinland-Pfalz« 2020 in Kaiserslautern ist die Verleihung mit der Eröffnung der Theatertage gekoppelt, findet also immer im jeweils das Festival ausrichtenden rheinland-pfälzischen Theater statt.
Der »Else-Lasker-Schüler-Dramatikpreis« ist einer der höchstdotierten Dramatikerpreise Deutschlands.

Die Preisträger:innen im Überblick

1993

Kerstin Specht »Mond auf dem Rücken« (UA)

(Förderpreis: Michael Roes »Cham«)

1995

Harald Kislinger »Höllenschlund« (UA)

(Kein Förderpreis)

1997

geteilt: Volker Lüdecke »Darja« (UA)

und Werner Fritsch »Höllensturz: Es gibt keine Sünde im Süden des Herzens« (Förderpreis: Roland Schimmelpfennig »Fisch um Fisch«)

1999

Rainald Goetz (Dramatikerpreis)

Steffen Kopetzky (Stückepreis)

2001

Einar Schleef (Dramatikerpreis, posthum)

Dirk Dobbrow (Stückepreis)

2003

Elfriede Jelinek (Dramatikerpreis)

Claudius Lünstedt (Stückepreis)

2005

Dea Loher (Dramatikerpreis)

Torsten Buchsteiner (Stückepreis)

2008

Fritz Kater (Dramatikerpreis)    

Almut Baumgarten (Stückepreis)

2010

Roland Schimmelpfennig (Dramatikerpreis)

Azar Mortazavi / Achim Stegmüller (Stückepreis)

2012

René Pollesch (Dramatikerpreis)

Nina Büttner (Stückepreis)

2014

Peter Handke (Dramatikerpreis)

Thomas Köck, Bonn Park, Sophie Nikolitsch (Stückepreise)

2016

Sibylle Berg (Dramatikerpreis)
Maria Milisavljevic, Nina Ender, Stephan Roiss (Stückepreise)

2018

2018 Ewald Palmetshofer (Dramatikerpreis)

Nele Stuhler, Leon Engler, Philippe Heuler (Stückepreise)

2020

Felicia Zeller (Dramatikerpreis)

Caren Jeß, Leon Ospald, Magdalena Schrefel (Stückepreise)

2022

Kathrin Röggla (Dramatikpreis)

Ariane Koch, Patty Kim Hamilton, Svenja Viola Bungarten (Stückepreise)

2024

Wolfram Lotz (Dramatikpreis)
Deborah von Wartburg, Hanna Valentina Röhrich, Felix Krakau (Stückepreise)

Aktuelle Zusammensetzung der Jury:

Prof. Dr. Franziska Schößler

Professorin für Neuere deutsche Literatur-Schwerpunkt Theaterwissenschaft, Universität Trier

Meike Klingenberg

ZDF/3sat

Esther Boldt

Autorin und Theaterkritikerin

Ulrich Khuon

Interimsintendant Schauspielhaus Zürich

Lajos Wenzel

Intendant Theater Trier – als Ausrichter der Theatertage 2024

Johannes Beckmann

Künstlerischer Direktor Pfalztheater und Vorsitzender der Jury

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