Mädchen mit Hutschachtel | Pfalztheater

Am Sonntag, 4. Februar 2024 zeigen wir mit »Mädchen mit Hutschachtel« ein Gastspiel der Badischen Landesbühne. Ausgangspunkt des Dokumentartheaterstücks von Lisa Sommerfeldt ist die Deportation von über 6500 Jüd:innen aus Baden und der Saarpfalz in das Internierungslager nach Gurs im Herbst 1940. Das Stück in der Inszenierung von Petra Jenni, die seit dieser Spielzeit als leitenden Schauspieldramaturgin am Pfalztheater arbeitet, hat also auch einen regionalen Bezug zur Pfalz.

Der 22. Oktober 1940 ist einer der schwärzesten Tage in der Geschichte Bruchsals: In den frühen Morgenstunden wurden beinahe alle Bruchsaler Jüdinnen und Juden verhaftet. Sie wurden durch die Stadt zum Bahnhof getrieben und von dort in das Internierungslager Gurs deportiert.

Das Ereignis wurde in einem noch heute erhaltenen NS-Propagandafilm mit dem Titel Bruchsal judenfrei! Die letzten Juden verlassen Bruchsal festgehalten. Darin ist unter vielen Menschen ein Mädchen mit einer Hutschachtel zu sehen.

Angeregt von Carsten Ramm und seinen Fragen „Wer war dieses Mädchen?“ und „Was ist aus ihr geworden?“ haben sich die Autorin Lisa Sommerfeldt und die Dramaturgin und Regisseurin Petra Jenni auf Spurensuche begeben und herausgefunden, dass es sich dabei um die heute in den USA lebende 94-jährige Edith Leuchter (geb. Löb) handelt. Sie war 13 Jahre alt, als sie zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter nach Gurs verschleppt wurde. Ihr kleiner Bruder Heinz war zu dieser Zeit in einem Kinderheim in Frankfurt, ihr Vater bereits in den USA. Edith wurde aus dem Lager befreit und musste unter falschem Namen in einem fremden Land untertauchen. Nach dem Krieg gelang es ihr, nach New York auszuwandern. Heinz und ihre Mutter wurden in Auschwitz umgebracht.

Lisa Sommerfeldt hat für die Badische Landesbühne ein Dokumentartheaterstück über das Schicksal von Edith Leuchter und ihrer Familie geschrieben. Basierend auf Interviews, Briefen, Gerichtsakten und anderen Zeitdokumenten erzählt Mädchen mit Hutschachtel die Geschichte einer der letzten noch lebenden Bruchsaler Holocaustüberlebenden und macht eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte für „Nachgeborene“ erfahrbar. In einer Zeit, in der Nationalismus und Rassismus wieder erstarken, muss die Erinnerungskultur lebendig gehalten werden. Denn das, was Edith und ihrer Familie und Millionen von anderen Jüdinnen und Juden angetan wurde, darf nie wieder passieren.

Dauer
1 Stunden 35 Minuten, keine Pause

Altersempfehlung
ab 14 Jahren

Leitung

Inszenierung: Petra Jenni
Bühne: Tilo Schwarz
Kostüme: Kerstin Oelker

Besetzung

Edith: Hannah Ostermeier
Heinz/Fritz/Kurt: Frederik Kienle
Julie/Regine/Debbie: Magdalena Suckow
Max/Maria/Frank/Julie: Kim Vanessa Földing

 

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