Komische Oper von MIECZYSŁAW WEINBERG
Auch in einem hochherrschaftlichen Haus spielt das wahre Leben in der Küche! Die Köchin Bejlja klagt über die Mühen, die ihr ein festliches Abendessen zur Verlobung der Tochter des Hauses macht. Da kommt ihr der Buchhändler Reb Alter mit den klassenkämpferischen Parolen aus seinen Büchern gerade recht. Bejlja lädt ihn auf Speis und Trank ein und versorgt ihn dazu mit dem neuesten Klatsch über ihre Herrschaft. Mit jedem Glas werden seine Sprüche radikaler, aber auch die erotische Annäherung an Bejlja forscher. Chaim, der Diener der Nachbarn, kommt hinzu, auch er kann heftig über seine Herrschaft lästern, viel mehr möchte er aber mit dem Zimmermädchen Fradl flirten. Zu viert wird nun ausgelassen gefeiert, schließlich mündet das Fest in einen doppelten Polterabend. Da erscheint die Madame des Hauses plötzlich in der Küche …
Mieczysław Weinberg (1919–1996) ist einer der bemerkenswertesten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Als Sohn jüdischer Eltern in Warschau geboren, studierte Weinberg in seiner Heimatstadt Klavier. Vor den Deutschen gelang ihm die Flucht nach Minsk. In der Sowjetunion konnte der produktive Komponist ein äußerst umfangreiches Werk erarbeiten, er erlebte allerdings auch die Schrecken antisemitischer »Säuberungen« unter Stalin. Um so bemerkenswerter ist es, dass er mit »Wir gratulieren!« eine komische Oper über eine Komödie des jüdischen Autors Scholem Alejchem geschrieben hat (komponiert 1975, Uraufführung 1983 in Moskau).
Opernwelt
November 2025, Silvia Adler
„(…) Manon Jürgens zeichnet die Köchin Bejlja mit glutvollem Mezzo als eine Frau im Kampfmodus, die gesehen werden und überleben will. Trotz der lichten Soprantöne, die Rebecca Blanz als Dienstmädchen Fradl aufsteigen lässt, ist ihre Widerstandskraft gegen die mit eindrucksvollen vokalen Attacken auftrumpfende Madame (Margot Genet) nicht zu unterschätzen. Mit seinem kernig-voluminösen Baritaon stemmt sich auch Jorge Espino als Chaim gegen die herrschenden Verhältnisse. Unterstütz von Daniel Kim, der ihm als Reb Alter immer wieder mit Spielwitz und tenoralem Strahl den passenden Text souffliert. (…)“
Die Rheinpfalz
29. September 2025, Rainer Dick
„(…) In der ausverkauften Premiere am Freitag dachte man unwillkürlich an den jüngst so massiv wie engstirnig erhobenen Vorwurf, das Pfalztheater-Programm sei ‚elitär‘ und ‚abgehoben‘. Dass besagtes Monitum auf diese Weise keinesfalls zutrifft, liegt an der wunderbar leichten, im positiven Sinn auf Effekte abzielende Inszenierung durch Astrid Vosberg. (…) Ort der Handlung ist die Küche im Palais einer feudalen ‚Madame‘ mit gesellschaftlichem Geltungsdrang in der Endphase des Zarismus. Zwischen Herd und Schrank agieren die Köchin, das Dienstmädchen, der livrierte Lakai des Nachbarhauses und ein fahrender Bücherverkäufer. Es geht um Liebeshändel, Standes- und Klassendenken, schließlich um die aufziehende Revolution. (…)
Den Bücher-Hausierer gibt Daniel Kim überzeugend wie gewohnt. Die vom Kaiserslauterer Publikum so geschätzte Klarheit des südkoreanischen Tenors, der seit 2012 zum Ensemble gehört, wird durch dessen darstellerisches Engagement noch aufgewertet. (…) Überzeugend zur Seite steht ihm die im hauseigenen Opernstudio ausgebildete Manon Jürgens als verwitwete und umso liebessehnsüchtigere Küchenfee. Die Partie der Perle Fradl gestaltet Rebecca Blanz in der ansprechenden Melange aus Wohlklang und Bühnenpräsenz, die auch Jorge Espino als verliebter Diener wirkungsvoll ausspielt. (…)“