Ein Gastspiel des Chawwerusch-Theater Herxheim
Im Jahr 1900 findet ein Matrose auf einem Klavier im Ballsaal des
Luxusdampfers „Virginian“ ein Baby, das er „Novecento“ nennt. Das Kind wächst an Bord auf
und wird zum gefeierten Jazz-Pianisten der Schiffsband. Diesen Stoff von Alessandro
Baricco (Deutsch von Karin Krieger) bringen die Schauspieler und Musiker Ben Hergl und
Wolfgang Mayer unter der Regie von Rosa Tritschler als Musiktheater auf die Bühne.
Das Leben beginnt für den kleinen Novecento – ausgesetzt in einem Pappkarton – nicht
besonders vielversprechend. Doch sehr früh klimpert er auf dem Bord-Klavier und entwickelt
sich zum genialen Musiker und Pianisten der Schiffskapelle. Im Januar 1927, in den
verheißungsvollen 20er Jahren, in denen der Jazz geboren wurde, beginnt der Flötist Tim
Tooney sein Engagement als Bordmusiker auf der Virginian. Novecento begegnet ihm zum
ersten Mal in einer Sturmnacht, in der alle um das Schiff und ihr Leben bangen. Da tänzelt
Novecento über die Schiffsplanken, „als schlendere er über die Strandpromenade von
Nizza“, und seine Finger gleiten über die Tastatur, als streichelten sie über ein kaum
bewegtes Meer. Die beiden Musiker werden Freunde und Weggefährten.
Fortan beobachtet Tooney voller Staunen das virtuose Klavierspiel Novecentos. Als hätte er
vier Hände, spielt er eine Musik, in der „alle Melodien der Welt“ auf einmal enthalten sind. Mit
Gespür nimmt der Ozeanpianist die Erzählungen, Gerüche und Blicke der Reisenden auf
und setzt sie in Musik um. So scheint er die Welt da draußen bis ins Detail zu kennen,
obwohl er nie einen Fuß aufs Festland gesetzt hat. Er wird dieses Schiff, auf dem er geboren
wurde, Zeit seines Lebens nicht verlassen. Die Virginian, das Klavier und die Route
zwischen Europa und Amerika werden für Novecento zum Schicksal.
Wolfgang Mayer arrangierte seine eigens für das Stück komponierten Melodien und
Jazzpassagen mit Ragtime und Walzer aus dem 20. Jahrhundert. So werden Klangräume
geschaffen, die das Publikum in einen gischtig-salzigen Sturm, zu verträumten
Tanzteenachmittagen oder in üppig-dekadente 1.Klasse-Schiffs-Dinners versetzen.
Spannend wird es, wenn der Ragtime-Pianist und selbst ernannte „Erfinder des Jazz“ Jelly
Roll Morton an Bord kommt und Novecento zu einem Klavierduell auffordert.
„Novecento“ ist die Geschichte einer Freundschaft in stürmischen Zeiten und gleichzeitig
eine Zeitreise in die zwanziger Jahre. Die Musik und das Zeitgefühl dieser Ära werden
lebendig – empfohlen für ein Publikum ab 14 Jahre.
Gefördert von der Sparkasse Südpfalz, der Lotto Stiftung Rheinland-
Pfalz, dem Bezirksverband Pfalz und dem Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und
Integration Rheinland-Pfalz und vom Lions Club Landau.