Oper in zwei Akten von JAKE HEGGIE, Libretto von TERRENCE MCNALLY
»Dead Man Walking«, so lautet in den Todestrakten amerikanischer Gefängnisse der Ruf der Aufseher und anderer Insassen, wenn ein zum Tode Verurteilter seinen letzten Gang antritt. Diesen Weg geht am Ende von Jake Heggies Oper Joseph De Rocher, ein verurteilter Vergewaltiger und Mörder. Während seiner Haft pflegt er einen Briefaustausch mit Schwester Helen. Als der Tag seiner Hinrichtung heranrückt, bittet er sie um ein Treffen. Sie macht sich auf den Weg und tritt eine Reise an, auf der ihre tiefsten Überzeugungen auf eine harte Probe gestellt werden. Sie erwartet einen reuigen Sünder anzutreffen. Doch De Rocher leugnet seine grausamen Taten, ein Gnadengesuch wird abgelehnt. In Heggies Oper werden die großen Fragen von Schuld, Reue und Vergebung, von Moral, vor allem auch die Frage nach Menschlichkeit gestellt.
Jake Heggies Oper ist ein Auftragswerk der San Francisco Opera, wo am 7. Oktober 2000 die äußerst erfolgreiche Uraufführung stattfand. Seine moderat zeitgenössische Musiksprache integriert ariose Momente genauso wie Anklänge an Gospel und Blues und bietet vor allem ein emotional packendes Psychogramm der handelnden Figuren. Die Oper basiert auf dem gleichnamigen Buch von Schwester Helen Prejean, einer amerikanischen Aktivistin gegen die Todesstrafe. Bekannt wurde der Stoff nicht zuletzt durch die Verfilmung mit Sean Penn und Susan Sarandon.